Für heute standen eine alte Stadt, ein weiteres Schloss sowie Schreine und weitere Gebäude auf dem Plan… was zudem um quatschen, quatschen und außerdem quatschen erweitert wurde 🙂

Ouchijuku – ein bisschen Shirakawago

Der Ouchijuku ist ein alter, traditioneller Stadtteil, dessen Häußer auch heute noch mit massiven Strohdächern bedeckt sind. Die Häuser waren so angelegt, dass im Sommer gut Luft herein kam, und im Winter die Wärme gehalten werden konnte. So gibt es in der Mitte des Hauptraumes beispielsweise eine Grillstelle, die diesen beheizt. Ein kliiiitzekleiner Nachteil des Ganzen ist, dass bei so einem Feuer ja auch Gerüche entstehen. Und Rauch. Und die bleiben beide komplett im Hausinneren hängen! So brannte während meinem Besuch beispielsweise ein sehr rauchintensives Feuer (vermutlich auch zum Fisch räuchern?), das den gesamten Raum mit Rauchschwaden schwer hängen lies. Ansonsten war das Haus sehr nett aufgebaut und im Inneren mit historischen Werkzeugen ausgeschmückt. Die Beschreibungen dazu konnte ich leider nicht lesen, aber allein zu sehen, dass es diese Objekte, die man vielleicht aus Film und Fernsehen kennt, tatsächlich gegeben hat, war schon interessant.

Der Rest des Stadtteils war schnell besucht, da eigentlich alle anderen Häuser mit Souvenierläden, Eisständen und anderem ausgestattet waren. Wirklich das Innere anschauen konnte man nicht. Interessant zu beobachten war noch, dass alle Shopbesitzer am Anfang des Tages Wasser vom Fluss (in dem Getränke zum kühlen standen – genial!) Wasser schöpften, und es auf die Straße warfen. Ich habe später erst erfahren, dass das einen speziellen Namen hat (uchimizu 打ち水) und die Idee dahinter ist, dass das Wasser die Umgebungstemperatur absenkt, sowie den herumfliegenden Staub zu reduzieren. Praktisch! Im Vergleich zu den Erinnerungen, die ich noch an Shirakawa-Go von 2009 habe, ist Ouchijuku natürlich viel ernüchternder und kleiner. Aber immerhin ist Shirakawa-Go auch Weltkulturerbe und eine ganze Stadt statt nur eine Straße. Mit JPY400 für den Parkplatz und JPY250 Eintritt in das Haus finde ich trotzdem, dass man sich das gerne mal anschauen kann. Als kleines Schmankerl gibt es am Ende von Ouchijuku noch einen kleinen Schrein sowie einen Friedhof zu betrachten.

Schloss Tsuruga, das tatsächlich ein Schloss war

Als nächstes auf der Tagesordnung war das Schloss von Tsuruga. Von Außen ähnelt es anfänglich der Burg Shirakawa-Gomine, jedoch erkennt man schnell auch Unterschiede – vor allem auch in der Größe. Der Park um das Schloss herum ist ebenfalls deutlich größer, und von schweren Mauern sowie einem Wassergraben umgeben. Später wurde mir noch gesagt, dass diese sehr auffällige rote Brücke ein Neubau ist. Früher gab es über den Wassergraben eine spezielle Brücke, die man, sollte sich ein Feind nähern, einfach lösen und fallen lassen konnte! Im Umfeld der Burg gab es zudem noch einen kleinen Schrein mit schöner, schattiger (!) Sitzecke, die den Sommer sehr angenehm macht.

In das Schloss selbst kommt man als Erwachsener mit JPY510, darf drinnen jedoch keine Bilder machen, was enorm schade ist. Denn der gesamte Innenbereich ist als eine Art chronologisches Museum ausgestattet, mit Profilen zu wichtigen Anführern und Kriegern, über Waffen und strategischen Zügen des Krieges, bis hin zu historischen Gemälden und Schriftstücken. Die reine Masse an Informationen durch Schilder, Bilder, Tonspuren und immer mal weider eingebaute Videos war absolut gigantisch. Ich wusste im Prinzip bereits seit dem ersten Tag, dass ich keine Chance hatte, mir auch nur die Hälfte zu merken.

Die Informationen im Schloss sind in den meisten Fällen auch auf Englisch verfügbar, an manchen Stellen wird es dabei jedoch auch schon karg. Wenn ein Schild beispielsweise zwanzig Zeilen Fließtext auf Japanisch hat, und dann darunter steht „Brief von Person X“… dann glaube ich doch, dass da etwas Information verloren gegangen ist … 🙂 Trotz allem ist es eine wunderschöne Erfahrung, all diese Ausstellungsstücke und Eindrücke mitnehmen zu können. Auf dem obersten Stockwerk durfte man von der absolut herrlichen, weitreichenden Aussicht auch Bilder machen.

Reisende unter sich

Der Parkplatz, den ich für den Schlossbesuch ausgewählt hatte, lag sehr praktisch in dessen Nähe, gerade hinter einem Park. Aus Google-Berichten kannte ich den Preis schon im Vorherein (JPY400 waren es am Ende), und konnte ihn direkt vom Navi ansteuern lassen.

Nach dem Besuch im Schloss Tsuruga reiste ich nicht sofort weiter, sondern wurde von einem weiteren Reisenden (M, ~50 Jahre alt) in ein Gespräch verwickelt. Dieses ging gut zwei Stunden, da wir uns über Reisen in Japan unterhalten haben, Gründe für Reisen (er hat seinen Job geschmissen, weil sie den Urlaub nicht genehmigen wollten), Arten von Reisen (er hat so ein kleines Moped mit Zelt hinten drauf und erweitert meine Tohoku-Route noch bis in den Norden Hokkaidos hoch) und vielem mehr. Wie alle anderen Begegnungen bisher war er natürlich interessiert daran, wieso ich denn Japan so lieben würde, was mich dazu bewegt, außgerechnet in diese Gegend zu kommen, etc. Sehr amüsant fand ich seine Reaktion, als er ein Bild meiner Mangasammlung zu Gesicht bekam – er gab dann nämlich zu, dass er dachte, ich hätte mich versprochen, und statt 3.000 einfach nur 300 sagen wollen. Nein, nein, mein Lieber 😉 Am Ende des Gesprächs tauschten wir noch E-Mail Adressen aus und machten uns wieder auf den jeweils vorgesehenen Weg.

Reinheit des Körpers ist Reinheit des Geistes

Nach dem gestern doch sehr enttäuschenden Badbesuch habe ich mich heute richtig darauf gefreut, in nasenfreundlichem Wasser ausspannen zu können. Und im Rabi-Spa war das auch in Fülle und Hülle möglich. Beim Eintritt kann man differenzieren, ob man mit normalem Badeanzug in den Plansch-und-Sport-Bereich möchte, oder lieber das traditionelle Bad vorzieht. Ich bin natürlich in die traditionelle Ecke gewandert, und habe es seeehr genossen. Nach dem Verlassen des Bads kam außerdem noch die Bergluft zu gute, die im Verhältnis zu der tropischen Schwüle der letzten Tage schön abgekühlt und nicht so erdrückend war.

Frau quasselt… schon wieder?!

Eigentlich hätte der weitere Plan vorgesehen, dass ich noch die Sehenswürdigkeiten Sazaedo (Link), den Shingu Kumano Schrein (Link) und Nisshinkan besuche. Jedoch fiel all das der extrem drückenden Hitze und allgemeinen Erschöpftheit zu Opfer (so ein zweistündiges Gespräch in einer Fremdsprache, während man versucht, den 38° Celcius zu entkommen, zehrt etwas!). Daher begab ich mich direkt weiter zu der Abendstation Urabandai. Dort angekommen stellte ich erstmal fest, dass es dort _nichts_ gab. Keinen Conbini, keine Restaurants, keine richtige Stadt… das ganze Gebiet war gerade erst im Aufbau, und was es überhaupt gab, schloss gegen 16:30!! Von daher verbrachte ich den Rest des Abends hungrig, hatte ich doch leider kein Not-Onigiri mehr im Kühlschrank.

Auf der Suche nach einer Steckdose, um den Beitrag für Tag 4 fertig zu schreiben, wurde ich erneut in ein Gespräch verwickelt. (Jetzt wisst ihr, wieso das alles so verzögert wurde! Die Frau quasselt! :D) Diesmal waren es drei Japaner, zwei davon ein etwas älteres (verratztes, hust) Pärchen, und ein gemütlicher Senior (72 Jahre alt), die ebenfalls an der Raststätte die Nacht verbrachten. Das Pärchen machte sich nach einiger Zeit auf, den Abend noch in der Stadt zu verbringen, wodurch ich mit dem Senior weiter bis in die Nacht quasselte. Den versprochenen Kometen (kommt nur alle 17Jahre! Total hell zu sehen! Nur heute! Knallrot!) bekamen wir leider nicht zu Gesicht, doch tat die kühle (Berg-)Abendluft richtig gut, und auch die Aussicht auf einen Sternenhimmel war nicht allzu schlecht. Es stellte sich dann heraus, dass er zwar auch durch Tohoku fährt, dies jedoch beruflich macht und daher den Highway nimmt. Er fährt von A nach B und hält an Raststätten, um diese zu bewerten. Eine absolute Empfehlung habe ich noch mit auf den Weg bekommen, diese muss ich im Norden von Sendai auf jeden Fall einlösen (Cliffhanger!).

Nach dem Austausch von deutscher Ritter Sport Schoki gegen japanisches Asahi-Bier wurde der Abend so langsam beendet, während wir einem anderen, stillschweigenden Reisenden dabei zusahen, wie er im stockdunkeln überall Seile spannte und Fallen für Käfer aufstellte.

Daten

Kalendertag 01.08.2018
Reisetag 5

 

Kategorien: 2018japan

mangakania

Manga-Fanatikerin und langjährige Anhängerin von Japan, Japanisch und allem was dazu gehört!

0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Avatar-Platzhalter