Das Tanabata Festival (jp. matsuri) ist ein Riesen-Event in gesamt Japan – und einen Monat später auch in Sendai. Stände, Events und pralle Deko erwarten den Festivalbesucher.

Die Tropfen, sie trommeln

Die Nacht hindurch hat es intensiv geregnet. Das ist auf so einem Auto gar nicht Mal so leise, weshalb ich zum ersten Mal von meinen Ohropax Gebrauch gemacht habe. Und was für ein Seeegen das doch war! Stille! Kein Regen, kein Türen zuschlagen der Nachbarn, keine Durchsagen am frühen Morgen. Himmlisch 😉 Ein weiterer Vorteil der Situation: da nicht von 5 Uhr morgens an die Sonne auf mein Auto prasselte war es von der Temperatur endlich einmal angenehm!

Ein Parkplatz mit Erleuchtung

Nachdem ich bei dem letzten Besuch in Sendai JPY1.200 für den Parkplatz hingelegt habe, hielt ich nach etwas anderem Ausschau. Und fand tatsächlich etwas weiter den Berg hoch, aus der Bucht heraus, einen weiteren großen Parkplatz – der auch noch kostenlos war! Da ärgerte sich der Schwabe in mir erstmal, dass mir das nicht beim ersten Mal schon aufgefallen war… Hmpf! Von daher ging es vom etwas auf dem Berg liegenden Parkplatz in Richtung Bahnhof Matsushimakaigan (松島海岸駅, Küste Matsushimas), um dort mit der Bahn in die Stadt rein zu fahren.

Eine Zugfahrt, die ist lustig

Wie im Internet vorher bereits recherchiert organisierte ich mir ein Round-Trip-Ticket nach Sendai und zurück für JPY820. Dieses kam in zweierlei Papierchen, wovon man immer eins beim Betreten des Bahnhofs in die Schranke gibt, wodurch die Fahrt bezahlt und kontrolliert wird. Das ist wirklich ein großer Vorteil des japanischen Bahnsystems: keine (kaum?) Schwarzfahrer, und keine Kontrolleure. Wozu auch? Fährt man mit dem falschen Ticket, fällt dies beim Verlassen des nächsten Bahnhofs auf (beim Eintritt wird das Ticket gelocht, beim Ausgang dann einbehalten) und man wird vor Ort zur Nachzahlung gebeten. Absolut praktisch und funktioniert einwandfrei.

Der Zug, mit dem ich gefahren bin, war lange Zeit verhältnismäßig leer, ist es doch eher eine lokale Bummelbahn. Nach und nach füllte sich der Zug trotzdem, woraufhin es schon eng wurde. Dieses Spektakel aus Tokio, in dem die Chauffeure ihre Gäste in den Zug drücken müssen, kam jedoch nicht vor (zum Glück, das ist nämlich ziemlich schmerzhaft). In Sendai verließen dann die meisten Passagiere den Zug und strömten in Bürogebäude oder Schulen.

Der frühe Vogel fängt kein‘ Wurm

Effektiv war ich dank meiner frühen Aufsteh- und Ankunftszeit dann viel zu früh da, weshalb die meisten Stände noch gar nicht vor Ort oder gerade erst am Aufbauen waren. Auch die Deko wurde in manchen Bereichen erst aufgehängt. Daher nutzte ich die Zeit, durch die Straßen des Festivalbereichs zu schlendern, ohne von hunderttausenden anderen Besuchern mitgerissen zu werden. Das Wetter wandelte sich auch endlich vom starken Regenschauer zu etwas Niesel und blieb eine Zeit lang sogar bei reinen Wolken hängen, was natürlich Hoffnung machte. Wer mag schon ein Festival im Regen!

Während dem Schlendern bin ich auf einen kleinen Ghibli-Shop gestoßen, der hauptsächlich Totoro und Kiki Merchandise in Form von Taschen, Plüschis, Tassen und Handtüchern hatte.

Ein japanisches Matsuri

Ein japanisches Matsuri zeichnet sich durch seine dicht an dicht gedrängten, bunt beworbenen, auffällig dekorierten Stand-Gassen aus, die man links und rechts intensiv entdecken kann. Darunter sind neben unterschiedlichen Goodie-Shops natürlich allerlei Fress-Läden, genauso wie Spiel und Spaß für Groß und Klein.

Genutzt werden matsuri besonders auch von Pärchen, die sich gerne in Yukata (japanische sommerliche einlagige Kimono) kleiden, und darin durch die Straßen schlendern.

Sendais Tanabata

Während der Rest Japans bereits vor einem Monat Tanabata gefeiert hat, ist Sendai erst Anfang August dran. Das kommt daher, dass sie sich auf einen anderen Kalender berufen, und daher versetzt feiern. Bei dem Festival geht es um zwei himmlische Liebende, die sich nur an jenem Abend des Tanabata treffen können. Insgesamt steht Tanabata für Bambus, Papier und Wünsche (die auf eben jenem Papier niedergeschrieben und in Bambusästen aufgehängt werden). Dies sind sicher nicht die feinsten und detailliertesten Hintergründe zum Tanabata-Festival, aber es sind die Informationen, die ich aufgegriffen habe. Die meisten Broschüren gab es nur auf Japanisch, weshalb ich mit diesen leider nicht allzu viel anfangen konnte 😉

Insgesamt war wirklich ein großer Bereich des Sendai-Shoppingviertels mit Tanabata Dekoration und Ständen befüllt. Geht man durch diese Massen an Dekoration durch (das Video ist nur ein winziger Ausschnitt der gesamten Strecke), ist das in etwa so:

Am Ende des Weges gab es noch eine Bühne, auf der am Nachmittag bis in den Abend hinein Programm lief. Angefangen mit Comedy-Samurai (leider null verstanden, was sie ausdrücken wollten), über ein Polizeiorchester (die Jungs waren GUT!) bis hin zu Cheerleadern, Pop-Idols, Pikachus, Olympia 2020 Werbung, Kobe Werbung, nochmal Cheerleadern, und traditionellem Tanz, war das Programm randgefüllt. In der folgenden Galerie sind einige Impressionen eingefangen, jedoch wurden diese alle mit dem Handy aufgenommen. Die Kamera war damit beschäftigt, das Geschehen auf der Bühne zu filmen. Die einzelnen Filmabschnitte sind für mein WordPress allerdings zu groß, weshalb ich mir da etwas anderes einfallen lassen muss, um euch diese nachliefern zu können.

 

Das Ende vom Lied

Am Abend hatte ich dann noch den Spaß des Rückwegs vor mir. Müde, durchfroren, erschöpft vom laufen und nur noch heim wollend schnappte ich mir also einen Platz in der Bahn … jedoch war es die falsche Bahn! Zwar fuhr sie in die richtige Richtung, doch hielt sie nicht in Matsushimakaigan, sondern Matsushima selbst. Frustriert ohne Ende wies ich den Herrn am Ticketschalter auf meinen Fehler hin. Dieser meinte dann dass es überhaupt keinen Sinn machen würde, jetzt zurück zu fahren (die zwei Zugstrecken treffen sich nämlich nur in Sendai! Etwa 25min zurück – WENN denn eine Bahn kommt), sondern ich solle doch lieber Laufen oder ein Taxi nehmen. Einen Blick auf Maps später entschied ich mich für den Abendspaziergang – die gesamte Strecke von knapp 2 Kilometern führte an einer hell beleuchteten Hauptstraße entlang, und zwar genau dort, wo ich am Tag zuvor die Küste Matsushimas besucht hatte. Eine halbe Stunde später war ich dann also erschöpft und zufrieden am Auto angekommen und konnte mich wieder auf den Rückweg zur Raststätte vom vorherigen Tag machen. (Falls jemand fragt: JA, Nachts alleine laufen ist nicht so geil, JA ich hatte Schiss ohne Ende. 😉 )

Daten

Kalendertag 06.08.2018
Reisetag 10

mangakania

Manga-Fanatikerin und langjährige Anhängerin von Japan, Japanisch und allem was dazu gehört!

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