Es gibt so Tage, die scheinen einfach nicht zu wollen. Egal, was man versucht, irgendwie kommt immer dieses „Hmpf“-Gefühl auf. Heute war so ein Tag, und er spielte sich wie folgt ab… (Achtung: Viel Frust enthalten, wer so etwas nicht lesen möchte kann einfach zu den Bildern durchscrollen – die sind wertungsfrei 🙂 ).

Japan, 4:30 morgens. Ich wache auf, denke mir „och ne, Wecker klingelt ja um 8:00, schlaf ich mal weiter“ – aber leider will das nicht so recht. Also werden die sieben Sachen gepackt, im Bad alles präsentierbar gerichtet, und ab geht die Post zur ersten Station des Tages. Während der Fahrt weckt und kühlt der Fahrtwind des noch bewölkten Tages und lässt auf angenehme Temperaturen hoffen.

Eine Burg… gewissermaßen


Durch die frühe Uhrzeit war auf den Straßen trotz Wochentags nichts los, immerhin beginnen die Japaner meist relativ spät ihren Arbeitstag. Trotzdem konnten an mehreren Stellen diverse Senioren beim Unkraut jähten oder Müll aufsammeln beobachtet werden. Ob das eine Initiative des Landes ist, die Senioren fit und die Umwelt sauber zu halten? Ich weiß es nicht, würde es aber begrüßen, wenn dem so wäre. Um 7 Uhr morgens fuhr ich also an der Burg Shirakawa-Komine vor, richtete gemütlich meine Tasche, packte genug zu trinken ein (die Sonne kam gerade raus) und schlenderte los in den vor der Burg befindlichen Park. Dieser ist zwar als Grünfläche innerhalb der Stadt nett, jedoch hat man ihn in ein paar Minuten ganzheitlich gesehen. Da die Burg erst um 9:30 öffnete, suchte ich mir ein lauschiges Schattenplätzchen und nutzte das überraschend gefundene freie WLAN der Stadt (hier sagt man Wi-Fi-Hotspot dazu), um meine Mutter um 1 Uhr morgens noch zu einem Pläuschchen aufzufordern (heh). Danach wurde noch etwas im Netz gestöbert, bis es sich dann angeboten hatte, in Richtung Burg aufzubrechen. Dort angekommen folgte erst einmal das typische Clichee an (Gegenüber) „Good Morning“, (Ich) „Ohayougozaimasu“, (Gegenüber auf Japanisch) „Oh, Sie können aber gut Japanisch sprechen!!“… Irgendwie ja putzig, aber trotzdem etwas schnell geurteilt 😉

Die „Burg“ selbst stellte sich als ziemlich schnell besichtigt heraus, handelt es sich dabei doch eher um einen Verteidigungsturm, der innen keinerlei Räume hatte, sondern nur kleine Luken und Löcher, um nahende Feinde zu beschießen. Selbst die eigentlich hervorragende Aussicht des Turms konnte man nur schwer genießen, da die Fenster (aus Schutz vor Sonneneinstrahlung? Um Vögel abzuhalten?) mit großen weißen Latten durchzogen waren. Was jedoch zu überzeugen wusste war der Aufbau des Hauses. Für mich ist es jedes Mal wieder eine Faszination, die riesigen tragenden Balken und Gewölbe zu sehen, die rein aus Holz gebaut sind. Keine Schraube und kein Nagel wird hier benötigt. Trotzdem war das alles bald abgeschlossen, und die Reise ging weiter.

Eine Blumen-Baumschule


Als nächstes war die nahe liegende Nasu Flower World angedacht, in der ich ein paar schöne Fotos von bunten Blumen ergattern wollte. Bei der Ankunft vernahm ich den Schildern dann aber, dass nicht nur das Mitnehmen eines Blümchens oder eines Straußes Geld kostet, sondern bereits das Betreten der Gartenanlage zur Kasse bittet. JPY500 waren mir das dann auch leider nicht Wert, in der schattenlosen Hitze zu brutzeln (bei einer Blumenpracht im Frühling oder JPY300 hätte ich es mir noch anders überlegt..) und so zog ich unvollrichteter Dinge wieder von dannen.

Der Friedenswald … oder so


Mit einem Namen wie Heisei no Mori denkt der etwas versierte Japan-Fanatiker natürlich sofort an die aktuell noch geltende Zeitrechnung, die Heisei (平成) Epoche des Kaisers Akihito. Diese steht unter dem Motto … naja, heisei halt, also „Frieden überall“, und schien wohl dem Wald seinen Namen zu geben. (Die genauen Hintergründe, warum dieser Name so ist, wie er ist, oder ob die beiden nichts miteinander zu tun haben, habe ich dann nicht mehr recherchiert.) Darin kann man einen schönen Rundweg zu Fuß begehen, der 1,3km zu einem (leider nur aus weiter Ferne betrachtbaren) Wasserfall führt, und danach etwa 1,4km wieder zurück schlängelt. Dieser Fußweg ist in Teilen ein grobes Geröll, dann mal freigelegte Wurzeln, oder angelegte Stufen – oder auch einfach nur ein Trampelpfad durch Büsche hindurch. Während des Weges waren extrem wenige andere Menschen unterwegs, wodurch man sich in dem Wald wirklich komplett allein vorkam. Das war eigentlich sehr nett und ruhig und half, die Frustration des Vormittags zu verdrängen… jedoch ist das Hirn dann auch so dumm, mit Gedanken zu beginnen, wie „Wenn ich hier jetzt stürze und mir das Bein breche – wie rufe ich dann um Hilfe? Wie weit bin ich inzwischen, um dem Notruf bescheid zu geben? Die kommen hier nie im Leben her, das ist ein kompletter Trampelpfad.“ oder „Hm, auf dem Schild steht was mit Bär, ich weiß aber nicht, was genau. Und die zwei Japaner, die mir entgegen kamen, hatten irgendwie ein Glöckchen dabei, das bei jedem Schritt geklingelt hat. Warum habe ich keins? Was, wenn ein Bär vorbei schaut? Totstellen? Lärm machen? Rennen? Baum hochklettern? Welches war jetzt nochmal richtig?“.

Trotz all der wirren Gedanken war der Aufstieg wirkich schön, und die Aussichtsplattform oben lud für eine kurze Verschnaufpause ein. Während der Foto-Session mit dem Wasserfall verlor ich leider noch meinen Schirm (bye bye JPY500), jedoch hielt sich das Wetter unter den mit grauen Regenwolken behangenen Bergen doch noch, sodass ich nicht ertränkt wurde. Zurück am Schalter war ich etwas k.o. (10.000 Schritte, yay) und durchnässt (… yay? …), von daher hieß es jetzt: Baden, bitte!

Ein ungewöhnliches Bad

Ich hatte mir im Voraus bereits das Shika no Yu rausgesucht, das laut Bildern von Google wunderschön am Fluss gelegen ist, mit einem Bau über das Rauschen hinweg, und zudem noch mitten in den Bergen – klang paradiesisch! Es stellte sich jedoch heraus, dass das Bad selbst gar nicht über/in dem Fluss war, sondern innen fünf Becken mit unterschiedlichen Temperaturen dicht an dicht enthielt, die alle mit … intensiv riechendem, stark schwefelhaltigen Wasser gefüllt waren. Das war natürlich leider nicht so, wie erhofft, aber hey – da kann man sich ja danach abduschen. Hah. Hahaha. Oder halt auch nicht. Dieses Bad hatte nämlich keine Dusche zum vorher reinigen (das machte man in einer kleinen Nische, ebenfalls mit Schwefel-Wasser) – und dort durfte man kein Shampoo benutzen! Und das nach einer Bergsteigung, durchgeschwitzt, mit Blättern und Dreck am Körper und im Haar! Ich hatte mir noch überlegt, nach den JPY400 nochmal Geld für ein anderes Bad in die Hand zu nehmen, entschied mich letztendlich aber dagegen. Sauber war ich nun ja doch, und einen Tag lang nicht gewaschene Haare fallen auch nicht sofort auf. Vor allem nicht, wenn man zum Sonnenschutz ein Kopftuch trug. Von daher endete mein Badbesuch etwas unzufriedenstellend.

Auf dem Weg zum Bad habe ich übrigens einen kurzen Abstecher gemacht. Direkt nördlich des Flusses gab es einen kleinen Schrein mit sehr vielen auffällig bekleideten Statuen davor. Ich würde vermuten dass es dabei um Schutz oder eine Warnung vor Erdrutschen geht, habe es aber nicht überprüft.

So… und jetzt?

Da war ich also, erschöpft und unzufrieden gebaden, genervt (im Bad hatte ich mir noch den großen Zeh angehauen, der immer noch pochte, und mein Shampoo stehen lassen…) und hungrig… Daher packte ich alles ins Auto, schmiss jegliche Pläne, den Nachmittag über noch etwas anderes zu besichtigen, über den Haufen, und fuhr zur nächsten Haltestelle.


Im an der Raststätte liegenden Restaurant gab es erstmal ein Soba-Tenpura-Menü, das die Stimmung doch wieder ein bisschen aufbesserte. Danach war ich jedoch so müde, erschöpft, satt und genervt, dass ich alle anderen Punkte für den Tag fallen lies und einfach den Nachmittag auf der Raststätte genoss. Morgen sollte dafür wieder ein besserer Tag weden!

 

Kategorien: 2018japan

mangakania

Manga-Fanatikerin und langjährige Anhängerin von Japan, Japanisch und allem was dazu gehört!

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