Eine weitere kurze Nacht ging vorbei, die von dicker, tropischer Luft und gelegentlichen Fahrzeuggeräuschen der anderen Raststättenbesuchern geprägt war. Es ging daher wieder früh (um 7 fertig gerichtet) aber gefühlt gut erholt weiter!

Der Plan für heute war zuallererst relativ simpel – von der Nachtstation nochmal ein Stück zurück in den Süden, um zweierlei Parks mit unterschiedlichen Attraktionen zu betrachten, und neben dem ein oder anderen Schrein auch eine Burgruine zu besuchen. Letztendlich hat zum Ende des Tages nur einer dieser Pläne funktioniert, dazu aber gleich mehr. Mit einem „Melonenbrot“ (das nichts mit Melonen zu tun hat, sondern einfach ein süßes Stückchen ist) im Mund begann die Wilde Fahrt.

Der geplante Teil – Ein Park!

Die erste Haltestelle des heutigen Tages war ein absolutes Must-See für mich, auf das ich schon enorm gespannt war – ein traditionelles japanisches Haus namens Koubuntei (好文亭). (Für alle Historiker da draußen: Ja, es wurde im Krieg bis auf den Grund niedergebrannt, wiederaufgebaut, bei einem Erdbeben Teils zerstört, wiederaufgebaut – aber es ist absolut originalgetreu gehalten!) Ich liebe die traditionelle japanische Architektur abgöttisch, insbesondere jedoch den Teil, den man Engawa (縁側) nennt. Dieser ist im Prinzip der „Gang“ des Hauses, befindet sich auf derselben Höhe wie die Zimmer – nur führt er um diese Zimmer herum (statt mittendrin wie bei uns) und dient als eine Art Übergang der Wohnräume in den Garten. Durch die Überdachung ist der Engawa im Sommer oft schattig und bei Regen geschützt, wodurch man zu jeder Zeit die Natur in sich aufnehmen kann. Mein Traum ist es, sollte ich je ein Haus bauen, so einen Engawa integrieren zu können. Man wird sehen…

Um das Haus herum ist übrigens ein sehr schöner Garten, der sollte natürlich auch erwähnt werden. Im Kairakuen (偕楽園) sind statt Blumen viel mehr Bäume vertreten (berühmt für das Pflaumen-Festival), was zu einem wunderbar schattigen, verhältnismäßig kühlem Ambiente beigetragen hat. Getrennt wird der Kairakuen von einer großen Straße. Auf der einen Seite habe ich den Gokoku-Schrein betrachtet – jedoch nicht wirklich viel davon mitbekommen. Auf dem Weg zum Schrein hat mich ein netter älterer Herr angesprochen, und er hat mich den gesamten Weg zum und vom Schrein begleitet. Insgesamt war es ein super sympathisches Gespräch und eine wunderbare Erfahrung – nur leider bekommt ihr dadurch jetzt weniger Bilder zu sehen, denn ich war anderweitig beschäftigt ;). Auf der anderen Straßenseite war eher eine Parkanlage eingerichtet, mit Fluss und diversen Büschen. Zudem gab es als Schmankerl eine natürliche Quelle, die bei der drückenden Hitze sowohl angenehme Kühlung versprach, als auch als Konversationsmagnet funktionierte. Eine Gruppe Senioren und eine japanische Familie blieben alle in der Umgebung stehen und quatschten unter anderem auch mit mir.

Kobuntei

Garten allgemein

Einmal Zwischenstopp – zweierlei Tanken benötigt

Auf dem Weg zum nächsten Interessenspunkt kam neben dem Hunger auch der Bedarf an einem Kleidungsstück auf, von dem ich zu wenig mitgenommen hatte (bei dem Wetter ist der Verschleiß enorm). Mit dem Blick auf eine große UNIQLO-Filiale fixiert stöberte ich also los und wurde Gott sei Dank schnell fündig! Juhu! Danach ging es direkt weiter zum obligatorischen Mittagstisch. Wie gestern bereits erwähnt wollte ich mir nach zwei Tagen Conbini auch mal etwas Abwechslung gönnen und besuchte daher eine Filiale der Restaurantkette Ootoya. Japans Restaurantcharme zum Glück weiß man von draußen immer sofort, was der jeweilige Laden tatsächlich im Angebot hat, ohne lange krumm und schief übersetzte Karten zu durchstöbern… solche Wachs-Menüs könnten in Deutschland gerne auch Mal hip werden! Mit einem JPY910 teuren Menü bekam ich ein Hähnchenschnitzel, fünf-Arten-Reis, Gewürzsalz, Senf, eingelegtes Gemüse, einen Dip, eine Miso-Suppe, sowie gegen Ende einen frisch aufgebrühten Grüntee. Da ich mir für JPY290 noch die Drink-Option gebucht hatte, konnte ich mich mit einem Glas bewaffnet an den Getränkeautomat begeben. Dort gab es unter anderem Coca Cola, Calpis-Schorle und Orangensaft, alles drei wunderbare Erfrischer bei diesem Wetter. Bei Restaurants in Shopping Malls ist das Personal übrigens 1A auf den Hochbetrieb eingestellt. Am Eingang zieht man einen Zettel, für den man genau anzugeben hat, zu wie vielt man unterwegs ist. Die Bedienung ruft dann immer die nächste Nummer für den zutreffenden freigewordenen Platz, und führt einen inklusive inbegriffenem Wasser an den Platz. Mit dem Essen kommt dann auch sofort der Kassenzettel, den man, sollte man mit allem fertig sein und gehen wollen, einfach mit zum Ausgang nimmt und dort zahlt. Kein Winken der Kellner, kein nerviges Warten, ein sofort freigewordener Platz… es funktioniert einfach!

Google ist dein Freund

Mein nächster angedachter Tagespunkt war der Hitachi Seaside Park, den ich mir mit meiner Japanischlehrerin bereits online angeschaut hatte. Die Webseite hat uns mit ihren absolut Z-U-C-K-E-Rsüßen mofu-mofu („flauschig“) Büschen gefangen genommen, weshalb ich unbedingt dort hin wollte. Bei der Ankunft fand ich leider nicht sofort den Parkplatz, fuhr also nochmal an die Seite und schmiss die Suchmaschine an. Wie ich dann erst erkannt hatte, handelt es sich beim Hitatchikaihin um einen rießigen Wasser-Vergnügungspark mit Riesenrad und co, das halt ein paar begrünte Flächen besitzt. Da hatte ich fast schon keine Lust mehr reinzugehen (wenn der Schweiß tropft ist es w_a_r_m! und wohlfühlen tut man sich auch nicht wirklich…), aber die Aussicht auf kuschelig-flauschige Büsche mit Kulleraugen und einen Bambuswald (ja, ein Bambuswald, S.!) drängte mich doch noch dazu, es nochmal zu probieren. Außerdem waren es ja nur JPY450, das ist dann schon drin! Als ich beim nächsten Versuch also endlich den Parkplatz gefunden hatte, wurde ich mit einer Gebühr von JPY510 begrüßt… worauf ich in dem Moment wirklich keine Lust hatte. JPY960, um ein paar Büsche anzuschauen, die ich auf der Weiterfahrt auch in jedem zehnten Garten gesehen habe? Um Bambus anzuschauen, der sonst ja niiiirgends wächst? Nein, danke. Es ging also wieder zurück auf den Parkplatz, um das nächste Ziel zu bestimmen.

Eine Prise Verwirrung

Nun hatte ich mir als nächste Station den Fukuroda Wasserfall (袋田の滝) ausgewählt und war munter auf dem Weg dorthin. Nach einem kleinen Zwischenstopp (Gefahr auf Sekundenschlaf, lieber Mal links ranfahren…) inklusive Stärkung (so richtig weiß ich immer noch nicht, was dieses Gebäck war – aber gut war’s :D) kam ich auch schon am Ziel der Dinge an. Nur… war dort niemand. Sowohl auf den etwas weiter weggelegenen JPY300 als auch direkt vor Ort befindlichen JPY500 Parkplätzen hätte man Strohbälle rollen sehen können (würden nicht ein paar fleißige Japaner diese sofort wegräumen). Es war wirklich keine Sau in Sicht, außer ein paar Parkplatzbetreiber, die mich natürlich unbedingt als Kunden gewinnen wollten. Etwas irritiert fuhr ich also ein Stück zurück, hielt an der Seite an, und fragte nochmal Google. Was ich jetzt eigentlich erfahren habe weiß ich immer noch nicht, nur stand dort irgendwas von einem Tunnel, der um 17 Uhr schließt (es war 16:30), und Eintrittskosten von JPY300. Gibt es einen Weg durch eine Schlucht, den man nur zu geöffneten Zeiten betreten kann (Suizid- und Unfallprävention)? Kann man den Wasserfall auch so besuchen? Ist mir so ein Wasserfall JPY800 Wert, nachdem ich bereits von den umliegenden Bergen zur Genüge beeindruckt war? So richtig weiß ich es auch jetzt noch nicht. Jedoch war ich komplett durchgeschwitzt, wollte nur noch in ein Bad (das auch Öffnungszeiten hat), und außerdem stapelte sich hinten die durchgeschwitzte, müffelnde Wäsche… was bei einem geschlossenen, warmen Auto, in dem man erholsam Schlafen will… sagen wir einfach Mal „etwas unangenehm“ ist 😉 Von daher habe ich die Navigaiton wieder angeschmissen, das Auto gewendet, und bin von Dannen gefahren.

Schwelgen im Warmen

Zu meiner Erfahrung im Bad muss ich fast nichts sagen, das hatten wir ja gestern erst. Jedoch war es diesmal deutlich kleiner (ein einziges Becken für evtl. 5 Personen?) und direkt in der Raststätte! JPY500 später war ich also sauber, erholsam durchgewärmt und von klebenden Klamotten befreit.

Ein Mediamarkt – nur Größer!

Was braucht der Reisende, der keine Wohnung hat? Einen Platz zum Wäsche waschen! Diesen findet man in Japan sehr leicht, sind Coin Laundry (コインランドリー) doch flächendeckend üblich, da nicht alle japanischen Wohnungen eigene Waschmaschinen und Trockner besitzen. Ich hatte mich im Voraus bereits mit den Beschriftungen einer normalen japanischen Waschmaschine auseinandergesetzt, damit ich im Falle des Falles nicht wie der komplette Trottel-Gaijin (Ausländer) im Raum stehe. Natürlich stand ich trotzdem wie ein kompletter Trottel-Gaijin rum, unterscheiden sich die Heimmaschinen doch in einigen Aspekten von den hier vorhandenen Geräten. Und da ich wusste, dass es auch Programme mit und ohne automatisch hinzugefügtes Waschmittel gab war ich erstmal vorsichtig am auskundschaften, wer eigentlich was macht. Zu meinem Glück kam dann ein alter Mann mit seiner Wäsche vorbei, der mir mit Rat und Tat zur Seite stand. Das JPY1.100 schwere All-In Programm der pinken Maschine hatte zwar alles, was ich wollte, doch kam es mir doch etwas teuer vor. Mit Hilfe des Besuchs kamen wir dann aber darauf, dass das viel ältere Modell direkt daneben (JPY400) waschen, und einer der blauen Brüder (JPY100) trocknen kann, was deutlich humaner rüber kam. Mit einer letzten Empfehlung, eventuell zweimal zu trocknen, weil ein Durchgang immer noch etwas feucht ist, bewaffnet, wagte ich also den Kampf. Und gewann. In der Zeit, die es mich gekostet hat, diesen Beitrag zu schreiben (ohne Karten und Bilder, nur der Text) war meine Ladung längst durch und ist jetzt wieder sauber – und flauschig („fuwa fuwa“ steht wohl nicht umsonst auf dem Trockner!).

{Hier kommen morgen noch Bilder nach}


mangakania

Manga-Fanatikerin und langjährige Anhängerin von Japan, Japanisch und allem was dazu gehört!

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